Wie viele Personen letztlich am Bau und Betrieb der Bahn sowie
an der Holzbringung beteiligt waren, lässt sich nicht genau beziffern.
Auf Lohnlisten finden sich allerdings in einem Jahr an die 4000
Namen verzeichnet. Durchschnittlich dürften um die 1500 Personen
in allen Handwerken und Ausbildungen (Schreiner, Maurer, Lokomotivpersonal,
Holzknechte, etc.) beschäftigt gewesen sein. Das Ministerium
für soziale Fürsorge sah in dem großen Bedarf an Arbeitskräften
die Möglichkeit, Arbeitslosen und Flachlandholzbauern eine neue
Arbeitsstelle zu verschaffen. Es stellte sich jedoch nach kurzer
Zeit heraus, dass diese Leute für mit der Holzaufarbeitung in schwierigstem
Gelände völlig überfordert waren. So kamen schließlich nur Holzknechte
aus dem bayerischen Alpenraum und dem benachbartem Tirol zur Aufarbeitung
der Schäden zum Einsatz. Für die Beschäftigten, die aus dem näheren
und weiteren Umkreis rekrutiert wurden, mussten natürlich auch Wohnraum
und soziale Einrichtungen geschaffen werden. Am Bahnhof in Fischhausen-Neuhaus
und am Spitzingsee wurden Wohnbaracken und Kantinen errichtet. Das
heutige „Musikcafe Kant‘n“ am Bahnhof Fischhausen-Neuhaus ist im
Gebäude der ehemaligen Kantine der Bahnarbeiter heimisch. Von diesem
Gebäude wird erzählt, dass es ursprünglich in Garmisch stand. Da
es dort nicht mehr benötigt wurde, zerlegte man es kurzerhand und
transportierte es mit der Bahn nach Neuhaus, wo es wieder aufgestellt
wurde. Weitere kleinere Unterkünfte für die Arbeiter entstanden
am Spitzingsattel und bei der Waitzinger Alm. Am Spitzingsee wurde
zusätzlich eine Sanitätsunterkunft errichtet, um den Leuten den
langen Weg ins Tal zu ersparen. Bei der schweren und gefährlichen
Arbeit im Wald kam es häufiger zu Unglücksfällen und Verletzungen.
Geleitet wurde diese Station vom Schlierseer Arzt Dr. Carl Buchner. In
Neuhaus mußte eine Polizeistation eingerichtet werden, die ständig
mit 2 Gendarmen besetzt war. Bei der Vielzahl der Beschäftigten
kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen und auch zwielichtige
Gestalten mischten sich unter die Belegschaft. Die Ausgabestelle
der Lebensmittelkarten wurde, um die Gemeinde Schliersee, die dafür
eigentlich zuständig war zu entlasten, im Verwaltungsgebäude der
Bahn eingerichtet. Lebensmittel waren ja zu dieser Zeit knapp und
rationiert. Aufgrund der schweren Arbeit erhielten die Beschäftigten
der Waldbahn allerdings höhere Rationen als die übrige Bevölkerung.
Die Verwaltung mit rund 100 Beschäftigten war in Neuhaus in
der Villa Oberlechner (heute Dürnbachstraße 1) untergebracht. Für
die Holzknechte war es oftmals zu mühsam nach einem langen, harten
Arbeitstag den Weg von Ihren entlegenen Arbeitsplätzen zu den Unterkünften
auf sich zu nehmen. So verbrachten Sie die Woche in provisorischen
aus Rinde errichteten Behausungen direkt im Wald. Lediglich an den
Wochenenden kehrten Sie zurück in die Zivilisation. Für die Betriebe
und deren Angestellte in der näheren Umgebung war die Katastrophe
eher ein Segen. Durch den Großbetrieb „Spitzingwerbung GmbH“ wurden
Sie reichlich mit Aufträgen in allen Bereichen versorgt. Die allseits
gegenwärtige Arbeitslosigkeit und wirtschaftliche Depression wurde
in der Gemeinde Schliersee und im Kreis Miesbach dadurch erheblich
gemildert.
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